„Tugend und Laster“

»Tugend und Laster« heißen zehn Schaufensterinstallationen für das Berliner KaDeWe, die 1999 gemeinsam mit der Gruppe Werkmeister entstanden. In Anlehnung an Vorbilder der Renaissance wurden Themen wie Klugheit, Keuschheit, Wollust … in Szene gesetzt.
Die Keuschheit wird von einem filigranen Objekt aus in Porzellan gebrannter Spitze dargestellt. Entstanden ist ein transluzentes Gebilde, das die Verletzlichkeit und die Unnahbarkeit jener Tugend innehat.

„Von Kleidern und Taschen“

„Die Handtasche, die diesen hübschen Titel „Betriebsvergnügen“ trägt, ist nicht nur eine großartige und geistreiche Porzellanplastik, sie ist auch die beste Freundin auf dem Schreibtisch einer Dame. Wie du die Formen setzt als Künstlerin, die mit leichter Hand im Material denkt und jeden Schritt der Arbeitsentwicklung in Spuren verewigst, das ist natürlich am Besten im Original zu sehen .

Ich freue mich schon darauf und damit will auch ich ins ewige Porzellan ziehen in der Hoffnung, ein Äquivalent deiner spröden Zartheit und Heiterkeit zu finden, dass du mit festem Griff gepackt hälst.“

Auszug aus einem Katalogtext in Form eines offenen Briefes von der Bildhauerin Jana Grzimek

„Amorphe Flora“

Für eine Installation im Gewächshaus der Gärten der Welt in Berlin Marzahn entstanden eine Reihe von Naturformen inspirierten Objekten aus Porzellan. Sie zeigen eine verletzliche und melancholische Seite. Das Vokabular aus Verkrustungs-, Verschalungs-, Kristallations- und Skelettierungsprozessen spricht von Gegensätzen wie Anmut und Morbidität.

Durch den Prozess des Gießens entsteht ein sehr zarter , teilweise hautartiger und transluzenter Scherben. Dabei werden organische Materialien , wie Papier, Stoff oder Wolle in das flüssige Porzellan getaucht, die dann im Ofen ausbrennen und diese floralen Strukturen hinterlassen. Das Weiß des Porzellanes zeigt sich distanziert und verfremdet bzw. abstrahiert die Naturform.

„Mimesis und Mimikry“

„In der griechischen Antike war Mimesis die interpretierende Darstellung der Wirklichkeit, das Wesen und die Aufgabe der Künste. In der heutigen komplizierten Wirklichkeit wäre das eine zu hohe Herausforderung. Daher greift die Kunst von Sabine Selmke zu einer Schutzanpassung, derer sich die Natur als Mimikry bedient, um sich der Wirklichkeit mit ähnlichen Mitteln zu nähern.“

„Der Anspruch , Wirklichkeit darzustellen, soll nicht an die Keramik herangetragen werden, sondern aus ihren eigenen Materialbezügen und Herstellungsverfahren heraus entwickelt werden. Dieses Interesse führte Sabine Selmke 2001 für ein mehrmonatiges Arbeitsstipendium nach Japan zu neuen und vertieften Lösungen.“

„In den Sushi – Stücken geben sich die Keramiken geradezu als etwas Wirkliches aus: Mimesis schlägt in Mimikry um. Daneben stehen die Sushi Arbeiten, bei denen mittels Siebdruck das bloße Abbild der Naturformen aufgetragen wird. Die Interpretation der Wirklichkeit wird zur Abbildung vereinfacht.“

Text: Thilo Billmeier Neue Keramik 2002

„Zu Tisch“

 

Durch eine Ausstellung in der Berliner Galerie im Turm (Berlin) kam es 2008 zur Zusammenarbeit mit dem Maler Micha Bartsch, der Designerin Verena Schätzlein und dem Patissier Thomas Bartsch. Es entstand: der »Tafelaufsatz«.

Im Barock und im Rokkoko war der Tafelaufsatz ein beliebtes Artefakt, um in einer großen Runde Gespräche zu inspirieren. Dieser »Tafelaufsatz« ist von Freude und Heiterkeit inspiriert und wurde mit filigranen Porzellanobjekten und ironischen Zuckerarbeiten bespielt. Sein Kontrast zu Radierungen und Siebdrucken – also eher ernsthaften, künstlerischen Arbeiten im klassischen Sinne, schuf einen spannenden Kontrast und löste heftige Diskussionen aus. Was will man mehr?